GEO Epoche, Juni 2010 zurück zur Übersicht
Geheimfahrt in den Tod
Im Mai 1941 schicken die Deutschen ihr größtes Schlachtschiff in den Nordatlantik, um alliierte Versorgungskonvois zu zerstören. Doch das Kommando bleibt nicht unerkannt – die »Bismarck« wird selbst zur Gejagten.
Es ist kurz nach 10 Uhr morgens am 27. Mai 1941. Rauch dringt aus dem Rumpf der „Bismarck“. Das Oberdeck liegt in Trümmern. Flammen lodern. Matrosen hasten zwischen zerschossenen Geschütztürmen zur Reling. Sie wollen das Schlachtschiff verlassen. Doch weil alle Beiboote, Rettungsinseln und Flöße bereits zerstört sind, zögern sie kurz. Viele fürchten den Sprung ins Wasser.
Da feuert die „Dorsetshire“ zwei Torpedos auf die „Bismarck“. Einer detoniert unterhalb der Brücke. Wenige Minuten später erschüttert ein weiterer Treffer das deutsche Schiff. Es wälzt sich mit wehender Kriegsflagge nach Backbord, bis es kieloben liegt, sackt dann über das Heck in die Tiefe. (Möglicherweise haben Besatzungsmitglieder die Seeventile geöffnet und Sprengladungen gezündet, um das längst kampfunfähige Wrack nicht dem Feind zu überlassen.) Gegen 10.40 Uhr versinkt die 251 Meter lange „Bismarck“ im Atlantik.
Für die Briten ist ihr Untergang ein Triumph, für die Deutschen ein Wendepunkt im Seekrieg – das Ende der Großkampfschiffe: Künftig werden im Atlantik vor allem U-Boote britische Frachter attackieren.
Seit Kriegsbeginn macht die deutsche Marine Jagd auf Handelskonvois der Gegner. Denn Großbritannien benötigt pro Jahr rund 47 Millionen Tonnen ausländischer Güter. Für deren Transport sorgen Geleitzüge, zusammengestellt aus bis zu 70 Frachtern. Von dieser Versorgung soll Großadmiral Erich Raeder, Oberbefehlshaber der deutschen Kriegsmarine, die Briten abschneiden.
Und tatsächlich versenken deutsche Kriegsschiffe in den ersten drei Monaten des Jahres 1941 fast 40 Frachter mit insgesamt 289501 Bruttoregistertonnen. Die U-Boot-Flotte zerstört noch einmal fast das Doppelte, 566582 BRT.
Die Angriffe zwingen London, jeden Geleitzug mit mindestens einem Schlachtschiff zu sichern. Die Versorgung stockt.
Mit der Operation „Rheinübung“ will Raeder ab Sommer 1941 den Atlantikverkehr nach Großbritannien noch massiver stören. Unter dem Befehl von Flottenchef Admiral Günther Lütjens laufen die „Bismarck“ und der Schwere Kreuzer „Prinz Eugen“ in den frühen Morgenstunden des 19. Mai 1941 aus Gotenhafen bei Danzig aus….(Textauszug)
Siehe auch: http://www.geo.de/GEO/heftreihen/geo_epoche/64342.html
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